“TO DO Award 2022” geht nach Indien
Lokale Kooperative und Reiseunternehmen wird ausgezeichnet
Der „Studienkreis für Tourismus und Entwicklung“ vergibt den „TO DO Award 2022“ an „Himalayan Ecotourism“ (HET), die im Norden Indiens Trekking-Touren durch den Nationalpark anbietet – und dabei gleichzeitig die Interessen der Bevölkerung der Region im Hinblick auf den Ausbau der touristischen Infrastruktur vertritt.

Die Gründung von „HET“ ist eng mit der Geschichte des Great Himalayan Nationalpark verbunden, der die Region seit 2014 als UNESCO Welt-Naturerbe ausweist. In Folge dieser Entscheidung durch die UNESCO hatte der Wander- und Bergtourismus in der Region stark zugenommen. Da mehrtägige Wanderungen und Expeditionen jedoch nicht ohne lokale Führer und Träger möglich sind, entstanden zwar zahlreiche Einsatzmöglichkeiten für Tour Guides – diese wurden allerdings zu minimalen Löhnen beschäftigt.

Stephan Marchal, ein belgischer Social Entrepreneur, hatte diese System selbst kennengelernt und sich entschlossen, seine Erfahrungen und Hilfe zur Gründung einer Kooperative zur Verfügung zu stellen, um faire Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Die örtlichen Reiseagenturen boykottierten zunächst die Mitglieder der Kooperative, sodass eine eigene Reiseagentur – „Himalayan Ecotourism“ – gegründet wurde: Sie vermittelt Besucher und Gruppen an die Kooperative.

Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit
Die Einnahmen garantieren nun, dass es keine Abhängigkeit von staatlicher Unterstützung und Sponsoren gab. Ein Teil der touristischen Einnahmen verbleibt zur Deckung von Verwaltungskosten; ein Teil wird zum Kauf von Ausrüstung (Zelte, Schlafsäcke, etc.) und Werbungskosten verwendet. Die Löhne werden von den Mitgliedern der Kooperative selbst festgelegt – sie werden von den Forderungen der Mitglieder und marktmöglichen Preisen bestimmt. Zusätzlich haben weitere „HET“-Projekte für Frauen in der Region (z. B. Herstellung, Verkauf und Versand von Seifen und Ölen) die Einkommen der Familien verbessert. Viele Mitglieder bieten nun außerdem Homestay-Übernachtungen an. Ein wesentlicher Teil der Einnahmen aus dem Tourismus kommt so der lokalen Bevölkerung zugute. „HET“ versteht sich als ein Social Enterprise und soll nach erfolgreicher Einarbeitung mittelfristig vollständig an lokale Mitarbeiter übergeben werden.

Diese Form eines solidarischen und sozialverantwortlichen Tourismus sollte weltweit Schule machen: „Sozialverantwortlicher – und damit zukunftsfähiger Tourismus kann nur gelingen, wenn ausnahmslos alle Beteiligten in Planung und Umsetzung dieser Projekte eingebunden werden“, so Claudia Mitteneder, Geschäftsführerin des „Studienkreises für Tourismus und Entwicklung“. Der „Studienkreis“ unterstützt die Mitglieder der Kooperative inhaltlich – und mit der Auszeichnung mit dem „TO DO Award“ auch finanziell.
Dass „Himalayan Ecotourism“ die Interessen aller lokalen Einwohner vertritt, wurde deutlich, als „HET“ 2019 zum Overall Winner der Best Adventure Operators, dem indischen „Responsible Tourism Award“, gekürt wurde. Auch die Verwendung des Preisgeldes wurde letztlich durch die Gemeinschaft entschieden, und floss in die Aufforstung von ca. fünf Hektar Brachfläche.
Infos unter www.studienkreis.org und https://www.himalayanecotourism.com/