Den Süden von unten entdecken
Unterirdische Entdeckungstouren in Baden-Württemberg
Eine Reise unter die Erde gleicht mitunter einem kleinen Abenteuer: Spannende Geschichten und unheimliche oder skurrile Orte warten auf ihre Entdeckung. Baden-Württemberg bietet nicht nur oberhalb der Erde abwechslungsreiche Erlebnisse, sondern auch außergewöhnliche unterirdische Sehenswürdigkeiten. Ganz nebenbei behält man dort an heißen Sommertagen einen kühlen Kopf. Sieben Einblicke unter die Erde zeigt diese Übersicht:
Atomreaktor im Bierkeller: Das Atomkellermuseum Haigerloch
Haigerloch ist eine historische Kleinstadt zwischen Schwäbischer Alb und Schwarzwald, idyllisch gelegen am Flüsschen Eyach. Kaum zu glauben, dass sich der Ort am Ende des Zweiten Weltkriegs als Mittelpunkt der deutschen Atomforschung etablierte. Aufgrund der Luftangriffe in Berlin zog das Kaiser-Wilhelm Institut für Physik von der Hauptstadt auf die Schwäbische Alb nach Hechingen. Im nahegelegenen Haigerloch wurde aus dem Keller einer Brauerei ein Forschungslabor mit Atomreaktor.
Das Unterfangen war abenteuerlich, denn Uran musste per LKW aus Berlin in den Süden transportiert werden. Unter der Leitung von Werner Heisenberg, einem angesehenen deutschen Physiker und Nobelpreisträger, begann 1945 der „Versuch B8“ zur Erforschung von Atomenergie. Heute erinnert das Atomkellermuseum in Haigerloch an dieses außergewöhnliche Unterfangen. Infos: www.haigerloch.de/de/Tourismus/Atomkellermuseum
Auf Mark Twains Spuren: Geheimgang auf Burg Dilsberg
Während seiner Reise durch Deutschland machte Mark Twain auch auf Burg Dilsberg am Neckar Halt. In seinem berühmten Reisebericht „Bummel durch Europa“ erzählt der amerikanische Schriftsteller von der Legende eines unterirdischen Geheimgangs an diesem historischen Ort. Um diesen rankten sich zahlreiche Legenden, doch seine Lage war in Vergessenheit geraten. Der Deutschamerikaner Fritz von Briesen reiste daraufhin eigens von New York nach Dilsberg, um nach dem Gang zu suchen. Mit Erfolg: 1926 konnte er wieder freigelegt werden. Der vermeintliche Geheimgang entpuppte sich als Brunnenschacht, der bei der Erweiterung des Brunnens zu Belüftungszwecken angelegt wurde. Heute besteht im Sommer die Möglichkeit, den etwa 78 Meter langen Brunnenstollen zu besichtigen. Im Winter dient er als Schlafplatz unzähliger Fledermäuse. Infos: www.burgfeste-dilsberg.de
Per Zufall entdeckt: Die Tropfsteinhöhle in Zwiefaltendorf
Eigentlich wollte Anton Blank 1892 nur den Bierkeller seiner Brauerei erweitern – und machte dabei eine überraschende Entdeckung. Eine Tropfsteinhöhle erstreckt sich genau unter dem Areal seiner Brauerei. Seit der Entdeckung 1892 ist die Höhle eine Attraktion für die Besucher der Brauerei Blank in Zwiefaltendorf bei Riedlingen. Über den Keller des Brauereigasthauses gelangen die Gäste in die zehn Meter unter der Erde gelegene Höhle. Lange Wege müssen die sie dort aber nicht zurücklegen. Mit 18 bis 20 Metern Länge ist die Tropfsteinhöhle die kleinste Schauhöhle Deutschlands. Über 100 Jahre später führt heute der Urgroßenkel des Entdeckers durch die unterirdische Attraktion des Familienunternehmens. Infos: www.brauerei-blank.de
Zeuge jüdischer Tradition: Die Mikwe in Offenburg
Vierzehn Meter unter dem heutigen Bodenniveau liegt in Offenburg ein Denkmal jüdischer Tradition. Bei der Mikwe aus dem 14. oder 16. Jahrhundert – die genaue Bauzeit ist umstritten – handelt es sich um ein jüdisches Tauchbad zur rituellen Reinigung. Ursprünglich durfte das Becken nur mit „lebendigem Wasser“, das heißt mit fließendem Wasser oder gesammeltem Regenwasser, gefüllt werden. Nach einem Brand wurde das Bad zu einem Brunnen umfunktioniert, seine eigentliche Funktion geriet dabei in Vergessenheit. Lange Zeit war die Mikwe für die Öffentlichkeit verschlossen. In den Jahren 2015 und 2016 wurde das Kulturdenkmal renoviert und beherbergt nun eine Dauerausstellung über Geschichte und religiöse Hintergründe des Tauchbads, das im Rahmen einer Führung besichtigt werden kann. Infos: www.museum-offenburg.de
Faszination Salz: Besucherbergwerk Bad Friedrichshall
30 Sekunden dauert die kurze Fahrt in die faszinierende Welt des „weißen Goldes“ im Besucherbergwerk Bad Friedrichshall. Rund 200 Meter in der Tiefe erleben Besucher in gewaltigen unterirdischen Kammern die vielfältige Geschichte des Salzes und seiner Gewinnung. Filme und Präsentationen informieren über die Abläufe der Salzherstellung. Beeindruckende Licht- und Laserinstallationen tauchen die riesigen Kammern in neues Licht. Wer mag, kann im Bergwerk auch selbst aktiv werden und Experimente oder effektvolle Sprengungen durchführen. Infos: www.salzwerke.de/en/tourismus.html
(red)