In Pune zu erleben: der digitale „Freischütz“
Virtuelles Staatstheater kommt nach Indien
Es wird eine Besonderheit sein beim Karlsruher Abend im indischen Pune 2020: Oper hautnah, Auge in Auge mit den Hauptfiguren! Was in einem realen Opernhaus über die Distanz des Orchestergrabens nicht denkbar wäre, wird hier zumindest eine virtuelle Wirklichkeit. Bei der „Virtual Reality-Oper“ „Digital Freischütz“ handelt es sich um eine fragmentarische Annäherung an die Oper von Carl Maria von Weber – in vier Episoden à 15 Minuten – und deren thematischen Inhalte.

Die Teile folgen keiner Chronologie oder linearen Narration, sie erheben auch nicht den Anspruch, die Handlung der Oper nachzuerzählen oder die bereits bestehende Inszenierung im Großen Haus virtuell erlebbar zu machen – stattdessen werden motivische Schwerpunkte gesetzt und neue Welten erschaffen, die sich der Zuschauer selbst erschließen kann.
Von wegen, der digitale „Freischütz“ ist abgefilmtes Theater... Bei diesem Projekt geht’s darum, moderne Technik mit dem eher traditionellen Theater zu verknüpfen. Hier können Besucher gewissermaßen einsteigen ins Geschehen, sie bestimmen die Handlung letztlich durch ihren Blickwinkel. Autonome Bewegung innerhalb der Szene: Das Berliner Künstlerkollektiv „CyberRäuber“ ermöglicht durch diese VR-Erfahrung individuelle Inszenierung der Oper.
In enger Zusammenarbeit mit dem ZKM entstanden Bild-Aufnahmen mit vier Solisten des Badischen Staatstheaters, die eine hautnahe Begegnung mit den Künstlern in der virtuellen Realität ermöglichen. Ob „Jägerchor“ oder „Jungfernkranz“: Die Tonaufnahmen ausgewählter Titel aus dem Freischütz bilden das musikalische Fundament von „Digital Freischütz“.
In den verschiedenen Folgen begegnet man beispielsweise „Kaspar“ am Ende eines Dornenkranzes, folgt „Ännchen“ durch ein Labyrinth, besucht „Agathe“ in einem virtuellen Wald und streift über ein großes „Max“-Gebirge.(red)
Infos: Das Projekt wurde gefördert, unter anderem durch die „Bundeskulturstiftung“, www.staatstheater.karlsruhe.de