Karlsruher Freiwillige in Indien startet Initiative zu Plastik-Upcycling
Soziales Engagement, das zu einem Bauprojekt führt
Biologisch nicht abbaubarer Müll, der in Form von Mikroplastik in vielen Fällen sogar in unserem eigenen Organismus landet, ist ein Problem, dem man fast überall auf der Welt begegnet, so auch in Indien.

Schüler der der „Ansar School“ mit der erbauten
"Ecobricks"-Bank Foto: AFS
Anfang Oktober 2019 sollte daher ein Gesetz zum Plastikverbot verabschiedet werden, doch die Regierung machte im letzten Moment eine Kehrtwendung.
Ida Nitsche aus Karlsruhe kennt die Plastik-Problematik in Indien: 2017 leistete die 21-Jährige mit „AFS Interkulturelle Begegnungen“ (AFS) einen Freiwilligendienst im sozialen Bereich. „Ich habe mich in meiner Zeit in Indien oft gefragt, was ich hier am liebsten ändern würde, wenn ich könnte und habe sofort an Müll gedacht“, so Nitsche, eine von über 500 jungen Erwachsenen, die im Jahr ihren Freiwilligendienst mit „AFS“ leisten – ob soziales, entwicklungspolitisches oder ökologisches Engagement.
Bei ihren Recherchen stieß Nitsche auf ein Projekt namens „Ecobricks“ auf den Philippinen, das passender hätte nicht sein können. „Ecobricks“ sind Plastikflaschen, die so kompakt mit nicht abbaubaren Müll gefüllt werden, bis sie hart wie Stein werden und als Baustoff vielseitig einsetzbar sind.
An der „Ansar School“ in der Ortschaft Bajpe, im Großraum Mangaluru an der Westküste, mobilisierte die damals 19-jährige Schüler von der fünften bis zur 12. Klasse. Sie sollten jeweils eine mit Müll befüllte Flasche, also einen „Ecobrick“, zur Schule mitbringen. Zusammen bauten sie dann innerhalb von zwei Wochen eine verzierte Bank. Aus Lehm, Sand und den ökologischen Ziegelsteinen ist diese geschützt vor Wind und Wetter.

Das Bauprojekt ist jedoch viel mehr als das sehenswerte Ergebnis: Es fördert nicht nur Gemeinschaftsgefühl und Selbstbewusstsein der Schüler, sondern regt zur Selbstreflexion an. „Die Herstellung eines ‚Ecobricks‘ ist natürlich um einiges zeitaufwendiger, als den Müll zu entsorgen. Man hält jedes Stück Plastik, das man produziert hat noch mehrmals in der Hand. Die Schüler werden dazu angeregt auf lange Sicht über ihre Verantwortung auf unserer Erde und ihren Fußabdruck nachzudenken“, betont Nitsche, die viele wertvolle Qualifikationen aus ihrem internationalen Einsatz mitnimmt. Ob neue Kultur und Sprache, interkulturelle Kompetenzen oder Beitrag zur Völkerverständigung.
Infos: Einsatzfelder und Länder sind für „AFS“ vielseitig: Englisch unterrichten in Thailand, Museumsführungen in Australien, Arbeit mit körperlich eingeschränkten Personen in Indien, Aufklärung zum Einsatz alternativer Energien in Kolumbien oder Organisation von Freizeitangeboten für Kinder und Senioren in Südafrika, www.afs.de